Bericht aus dem Lande Eltrasier von dem Rittergut Rosenwacht
von Fabienne Céleste Asselin
„Auf zu neuen Heldentaten!“ rief Aramis begeistert an jenem Morgen, als wir mit Nakaras Hilfe in das ferne Königreich Eltrasier aufbrechen wollten und wartete ungeduldig darauf, dass das magische Portal geöffnet wurde.
„Wir wollen nur auf ein Turnier, da müssen wir hoffentlich keine weltbewegenden Heldentaten vollbringen,“ murmelte ich düster. Auch wenn ich mich ein paar Tage zuvor in Düsterwacht fast zu Tode gelangweilt hatte, wollte ich jetzt keine bösen Überraschungen auf dem Weg zu einem vielversprechenden Turnier erleben. Auf das ich mich schon sehr freue. Zum Glück öffnete in diesem Moment Nakara das Portal, sonst hätte ich jetzt mit Aramis diskutieren müssen warum ich so griesgrämig bin. Ich musste lächeln, ja warum war ich gerade so griesgrämig, Aramis hätte sicher wieder etwas Positives daran gefunden. Ich mag seine Art positiv zu denken, selten, dass ihn etwas betrübt oder zur Weißglut bringt. Außer vielleicht sein Pferd, das sich gerade wieder einmal vehement weigerte durch das Portal zu gehen. Immer dasselbe mit dem Vieh, Schiffe und Portale konnte es auf den Tod nicht ausstehen, vor allem Portale. Ihr glaubt Pferde können sich nicht übergeben? Dann habt ihr dieses edle Tier noch nie gesehen. Jacqueline das edle Toussainter Turnierpferd. So ich bin an der Reihe das Vieh ist durch und ich weiß genau was mir jetzt blüht, stell mich drüben dann neben das Tier.
Mittag war es, nachdem wir alle wieder Fit waren. Wir alle sind: Chevalier Aramis du Lac, Aramis Knappe Wilhelm, Hauptmann Henri Bernard, unsere tapferen Soldaten Elidan Brogg und Kjaskar Breitschwert und unsere beiden sehr talentierten Bogenschützen und Späher Reynek Tanner und Damien Bucheron und ich, Chevalier Fabienne Célest Asselin.
Wir wussten, dass wir außerhalb des Königreichs Eltrasiers gelandet waren, nicht unweit der Grenze, aber außerhalb deren Sichtkontakt. Aus sicheren Quellen wussten wir, dass dieses Land eine sehr starke Abneigung gegen allerlei Magisches hat und erst vor gut zehn Jahren seine Grenzen für Magier geöffnet hatte. Wir wollten da nicht ungefragt durch ein Portal in ihr Gebiet eindringen. Also so über die Grenze und von dort aus in die Hauptstadt Ioboras wo das Turnier stattfinden wird. Knapp zehn Tage trennten uns noch vom Ziel von hier aus und gut 20 vom Beginn des Turniers. Vielleicht hätte ich bei der Wegplanung nicht sagen sollen, dass wir damit genug Zeit hätten Problemen aus dem Weg zu gehen. Der Grenzübergang verlief problemlos und die ersten Tage kamen wir gut vorwärts, schien ein friedliches Land zu sein, auch wenn man uns eindringlich vor seltsamen Wesen namens Orkas warnte, bis mein Pferd ein Eisen verlor und anfing zu Lahmen. Wir brauchten eine Schmiede und ich musste das Tier schonen, wollte ich doch am Turnier hoch zu Ross teilnehmen, also ging es für mich zu Fuß weiter. Wir hatten Glück und erreichten gegen Abend eine kleine befestigte Siedlung, deren Schmiede schon von weitem zu hören war. Rosenwacht heißt das kleine Rittergut. Wir wurden freundlich aufgenommen und konnten in zwei Hütten übernachten, leider fanden dort nur sechs von uns Platz und so wählten Reynek und Elidan das Zelt. Viele Reisende waren unterwegs ein paar Ordensritter namens Elenarii und drei weitere kleine Gruppen, deren Namen ich nicht weiß, sofern diese kleinen Zusammenschlüsse von Abenteurern einen besitzen. Verzeiht mir bitte, mein Namensgedächtnis ist äußerst schlecht und ich gelobe nächstes Mal mir dahingehend Notizen zu machen, falls ich es nicht vergesse. Jedenfalls schien es ein friedlicher Abend zu werden und in der kleinen Schänke sollte auch ein kleiner Bardenwettstreit nach dem Abendessen stattfinden.
Die Schankstube war äußerst imposant eingerichtet. Gleich zur Tür rein war zur linken der Ausschank und die Küche, rechts der Schankraum in dessen Mitte ein großer Kamin stand. Die Decke war ungewöhnlich hoch für eine einfache Schänke und es waren mehr als genug Tische und Stühle für alle Gäste vorhanden. Aber das bemerkenswerteste waren die drei großen Fenster zum Westen hin. Ein Triptychon aus Buntglas der auf dem rechten Bild die Geschichte Talans, ihres ersten Königs der durch seine Taten zu einem Gott erhoben wurde, abbildete, auf der linken die Geschichte seiner elfischen Ehefrau Eleia und in der Mitte ihrer beider vereinten Geschichte, nachdem sie sich gefunden hatten. Beide vom Volk geliebt und verehrt, die Gütige Königin und der gerechte König mit ihren drei wunderschönen Töchtern.
Einen Wehrmutstropfen gab es. Wein schenkten sie dort nicht aus, nur dieses elendige Gesöff, das die Skellinger so lieben, Met, und natürlich Bier, das Getränk für aller Leut. Ich überlegte gerade ob ich einen Krug Bier nehmen sollte, aber dann würde es ein kurzer Abend oder mir aus den eigenen Vorräten Wein holen sollte, was aber sehr unhöflich dem Wirt gegenüber gewesen wäre. Während ich überlegte kam ein Bote und fragte nach Aramis. Er überbrachte zwei Briefe, einen für Henri und einen für Aramis selbst. Von der Herzogin persönlich, wir waren alle sehr gespannt, was so wichtig sei, dass sie uns im fernsten Land Nachricht zukommen ließ. Aramis ließ mich seinen lesen und da wusste ich warum Aramis uns nicht abrüsten ließ. Aber zuerst wollten wir zu Abend esse. Er konnte es zwar nicht wissen, aber das war in diesem Moment als wir vor den vollen Tellern saßen unser Glück. Denn kaum saßen wir und führten den ersten Löffel dieser einheimische Nudelspeise zum Mund schrie die Wache von draußen. Wir eilten nach draußen um zu sehen was los war und sahen noch wie sie versuchten das Tor zu schließen. „Orks greifen an!“ schrie der Hauptmann und versuchte seine Mannen durch das kleine Mannsloch zu schicken. Wir eilten hinterher. Die Wache hatte bereits einen Schildwall gebildet und war sichtlich erstaunt, dass sich zwei gerüstete Chevaliers dazustellten und die anderen Fremden, die durchaus wehrfähig waren. Gemeinsam drängten wir diese seltsamen Humanoiden zurück. Lasst mich diese Wesen kurz beschreiben. Vom Grundgerüst sehen sie aus wie Menschen, gekleidet in lumpiges Leder und Felle, ihre Gesichter sind hässlich, zerfurchte, runzlige, warzige Haut, sehr ausgeprägte Stirn und Nase, Hautfarbe geht von braungrün zu fast schwarz, verfilzte ungepflegte Haare und der Geruch, geh durch eines der Flüchtlingslager in Velen und du weißt wie sie riechen. Von Ehre halten sie nicht viel, den einer der Abenteurer, Toras Baerhold Geweihter einer Kriegsgöttin, forderte ein Duell. Doch kaum wurde der erste Schlag gemacht, griffen die anderen Orks ein und wir waren gezwungen einzugreifen.
Ein kurzes Gespräch mit dem Hauptmann ergab, dass diese Orkas, Orkse, Orken, wir sind uns immer noch nicht sicher wie die Mehrzahl von Ork lautet, seit zwei Tagen vermehrt angreifen, immer Stoßtruppen von fünf bis zehn Mann. Den Grund dafür wissen sie nicht. Eine derart befestigte Siedlung so anzugreifen scheint bei ihnen nicht üblich zu sein.
Nach dem Angriff kehrte Ruhe ein und wir setzten uns zurück an den Tisch. Jetzt war Zeit den Inhalt des Briefes allen zu offenbaren. Aufgrund seiner jahrelangen, treuen und ehrenhaften Dienste an der Grenzfeste Vendette soll Hauptmann Henri Bernard unverzüglich zum Chevalier geschlagen werden. Das stand in Aramis Brief, Henris Brief enthielt eine traurige Nachricht, denn sein Vater war verstorben und nun soll Henri als rechtmäßiger Erbe die Ländereien von Vedetté übernehmen als nächster Lehensherr, so wie sein Vater Junker Arno de Frené. Gleich nach dem Abendessen wollte wir ihm diese Ehre zu Teil werden lassen und alle sollten teilhaben! So habe ich Henri im Namen der Herrin vom See und der Herzogin Anna Henrietta von Toussaint den Eid schwören lassen und Aramis schlug ihn daraufhin zum Chevalier Henri Bernard de Fréne. Danach wollten wir zum feiern gehen, jedoch lud uns Dame Lorelei von Silberfurt Weißenhain von den Elenarii in ihr Lager ein. Also sollte es wohl ein ruhiger Abend werden. Es wurden die allgemeinen freundlichen Kennenlerngespräche geführt. Doch kamen wir nur bis zum zweiten Glas Wein. Die Wache auf der Mauer schrie und alles rannte und sprang was Kampferfahrung hatte und dieses Mal war ich schneller als Aramis am Geschehen und auf der Mauer, zu meinem Leidwesen, den ich hatte nur das verdammte Langschwert, das ich zur Schwertleite getragen hatte um und lasst euch sagen und lernt aus meinem Fehler. Langschwert und Wehrgang verträgt sich nicht. Ich sah die Wache noch fallen und den dunklen Schatten der auf mich zusprang, dann spürte ich den Schmerz in meiner rechten Schulter als das Messer zubiss.
Irgendwann wachte ich in Aramis Armen wieder auf, sorgenvoll sah mich eine Frau in weißer Robe an. „Ich musste meine Göttin bitte zu helfen, ich hätte es sonst nicht vermocht. Halt dich still, sonst war alles umsonst!“ meinte sie eindringlich. Ich war etwas verwirrt, wäre nicht die erste Waffe die irgendwo in mir versenkt wurde, bis ich einen tiefen Atemzug machte und es nicht die Schulter war die brannte. Mein ganzer Körper fühlte sich an als wäre er auseinander genommen und wieder zusammen gefügt worden. Irgendwer klärte mich dann auf. Die Orks die die Mauer gestürmt hatten, haben erst die Wache und dann mich überwältigt und weil wir im engen Wehrgang im Weg waren wurden wir kurzerhand über die Mauer entsorgt. Ein Glück, dass der Kampf nicht lang dauerte und sie uns gleich fanden. Bis auf mich kamen unsere Leute mit eher kleineren Verletzungen davon. Der Abend war für mich gelaufen, nicht mal der Wein den mir Aramis anbot schmeckte mir und ich wollte mich ins Bett schleppen. Doch aus irgendeinem Grund setzte ich mich dann doch noch einmal zu den Elenarii. Ich bekam das Licht einer Laterne nicht mehr aus dem Kopf, seit ich aufgewacht war. Vielleicht haben die Heiler bei meiner Behandlung darüber geredet, oder ich bekam durch die göttliche Heilung einen versteckten Hinweis. Die Priesterin, die mich rettete heißt Dione Treublatt und sollte leider noch öfter Gelegenheit haben ihre Fachkundige Heilkunde unter Beweis zu stellen.
Jedenfalls saß ich da so zusammengesackt vor meinem Weinglas im Lager und hörte den anderen zu, als mir unmittelbar die Laterne in den Sinn kam und ich einfach danach fragte. Die Magierin der Elenarii, Freifrau Aurora von Schwansee, horchte auf und konnte mir mehr über die Geschehnisse des vergangenen Tages berichten. Vor uns waren zwei Mittglieder des ersten Ordens angekommen, ein hiesiger Ritterorden der für die Beseitigung jeglicher schwarzen Magie zuständig ist und für die Einhaltung der Carta Magii, an die sich jeder einreisende Magier zu halten hat. Diese beiden waren mit einer zwanzig Mann starken Gruppe unterwegs, wurden aber kurz vor Rosenwacht aufgerieben und sind als einzige Überlebende hierher geflohen. In ihrem Besitz war eine unscheinbare Laterne auf die die Magierin ein Auge werfen durfte, stimmt nicht ganz, die Gute ist blind, sie hat die Magie in dieser Laterne erspürt, aber meinte etwas Dunkles darin huschen zu sehen. Sie war sich aber auch nicht ganz sicher ob dieses Ding rein magisch war, oder ob mehr dahinter steckte, wir vermuteten, dass es sich hier auch um ein klerikales Artefakt handelte, ich wollte es mir am nächsten Morgen genauer ansehen. Schließlich kam Malachias von Zinnenbach, Ordensbruder des ersten Ordens, an unseren Tisch und ich ließ mir nochmal von dem Angriff und auch von ihrem Orden und ihrem Glauben, erzählen. Ich und die Magierin waren etwas misstrauisch, was dieses Artefakt an ging, schien es für uns der Grund zu sein warum der Trupp des ersten Ordens angegriffen wurde. Aber die beiden Überlebenden, Malachias und Ordensschwester Maria, konnten die Angreifer nicht identifizieren. Wir beschlossen wachsam zu sein und hofften das diese kräftigen Orkwesen nicht noch einmal angriffen.
Am nächsten Morgen sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Der Regen hatte all das Blut weggewaschen, nass tropfte es von den Bäumen und in Aramis Hütte, so manch eine Beschwerde über nasses Gepäck war im Lager zu hören, aber nichts im Vergleich zu Haddrak ließ man mich ein weiteres Mal wissen. Noch etwas mitgenommen lief ich durch den sanften Regen in die Gaststube, es duftete herrlich nach frischem Brot und aufgebrühten gerüsteten Bohnen. Die wenigen Meter strengten mich etwas an, heute musste ich wohl die Rüstung auslassen und meine Rippen schonen. Ganz unabhängig von den Geschehnissen der letzten Nacht hatten wir tags zuvor schon beschlossen, den heutigen Tag noch hier zu verbringen. Ich machte es mir also in der Schänke beim Frühstück gemütlich und mied den Stuhl auf den sich Aramis mit voller Rüstung gesessen hatte. Einfach hier sitzen und hoffen, dass die Orken so schlau waren und keine, inzwischen doppelt so stark bemannte, befestigte Siedlung anzugreifen. Hoffen kann ich viel und ausruhen kann man sich, wenn man Tod ist. Als wir da so schweigsam unser Frühstück genossen trat jemand von den Abenteurern an uns heran und erzählte, dass sie das Blut eines der Orks analysiert hatten, da sie sich sicher waren, dass diese selbstmörderischen Angriffe selbst für solch barbarische Wesen ungewöhnlich waren. Doch fanden sie nur einen erhöhten Alkoholgehalt im Blut, aber eine ihrer Begleitungen hatte in diesem Moment eine Vision eines in der Nähe liegenden Gewässers. Sie hielten das für eine heiße Spur und wollten bald möglichst aufbrechen. Außerdem wurde seit gestern eine Kräuterkundige aus dem Rittergut vermisst und sie hofften sie zu finden. Aramis beschloss mit den Abenteurern mitzugehen und alle anderen auch. Nur ich nicht, ich wollte mit Malachias sprechen, er hatte mir am Abend zuvor versprochen mir die Landesgeschichte und die Legende ihres Gottkönigs zu erzählen und ich durfte mir ihre Laterne ansehen, die sie so sehr zu beschützen versuchten. Ein großer Trupp brach also zu diesem vermeintlichen See auf und ich ließ mir die Geschichte des Landes erzählen. Ich versuche mich kurz zu halten. Vor tausend Jahren wurde dieses Land von 13 dunklen Magiern heimgesucht, die die Menschen versklavten, einer von diesen hatte sich in die schöne rothaarige Elfe Eleia verliebt und diese um sie gefügig zu machen in ein undurchdringliches Labyrinth gesperrt durch dieses nur der Magier mit einer magischen Lampe gelangen konnte. Talan, einst ein einfacher Holzfällersklave konnte sich aus seinen Fesseln befreien und hörte den verzweifelten Gesang der gefangenen Elfe. Verzaubert von der Reinheit ihrer Stimme machte er sich auf den Weg sie zu befreien. Er eroberte die Laterne, bahnte sich einen Weg durch das Labyrinth und befreite sie. Währenddessen entbrannte ein Krieg zwischen Magiern und Orks, die von den Bergen einfielen. Dadurch konnten die Menschen das Joch der Sklaverei abstreifen und siegreich unter Talans Führung aus dem Konflikt hervor gehen. Die Magier wurden vernichtet und die Orks zogen sich in ihre Berge zurück. Talan wurde der erste König Eltrasiers, doch bei einem späteren Orkangriff verlor er sein Leben und stieg in den Himmel auf. In ihrer Verzweiflung baten die Bürger des Reiches um Hilfe und Talan stieg als ihr Gott vom Himmel herab und vertrieb die Orks. Talan gelobte auf ewig sein Reich zu schützen und das Volk gelobte ihn zu ehren. Der Glaube an Talan ist fest mit dem Volk verwurzelt und Talans Laterne ihr heiliges Symbol. Ich fragte noch viele Fragen zu diesem interessanten Land und der gute Malachias beantwortete sie mir. Danach wollte ich mich zu den Elenarii gesellen, verweilte dort aber nicht lange, denn der Erkundungstrupp kam zurück. Völlig erfolglos. Wundert mich immer noch nicht, wer mit gut zwanzig Mann und mindestens einem schepperten Chevalier durch den Wald rennt vertreibt jedes Lebewesen in Hörweite und zertrampelt alle Spuren. Außerdem hatten sie ein paar Studenten aus der hiesigen Hauptstadt dabei, die wirklich jeden Stein umdrehen um an sein Geheimnis zu kommen. Nur eine seltsame Sache wurde gefunden, aber ich weiß nicht mehr ob das eben jener Trupp war, der das Wasser aus dem See analysieren wollte. Zeitlich kann ich es gerade nicht mehr einordnen, aber es muss irgendwann vor dem Mittagessen gewesen sein. Es wurde ein brauner Umhang gefunden und nicht unweit davon ein blutverschmiertes Kleid der Kräuterkundigen. Ihr Verschwinden wurde meines Wissens leider nicht mehr aufgeklärt, trotz auch magischer Versuche sie zu finden. Der Umhang war unscheinbar, aber das goldene Amulett, das in ihm eingewickelt war zeigte einen Kreis in dem eine Spinne in der unteren Hälfte sitzt und hier beim Schreiben fällt mir gerade ein, dass ich sowas ähnliches schon einmal gesehen hab, im fernen Aedrin, wo wir den Wolfspinnenkult bekämpft haben. Aber ich denke die Spinne als lauernde Todbringerin ist ein sehr gern verwendetes Symbol für allerlei Volk das Böses im Schilde führt. Also auch hier im schönen Eltrasier hat sich wohl ein Kult gegründet der die Spinne als Erkennungsmerkmal führt und dunkle Taten vollbringen möchte. Die ersten Vermutungen, dass sich ein Verräter im Rittergut befindet wurden verlautbart und es kam was kommen musste es wurde einfach mal jeder verdächtigt. Hätten wir genauer die hier Lebenden befragt, wäre vielleicht der Verdacht auf die richtige Person früher gefallen. Da wollte doch jemand die Laterne die die beiden Ordensmittglieder des ersten Ordens so sehr versuchten zu beschützen. Nochmal eine kleine Bemerkung zu diesem Land. Die Schwarzmagier haben einiges an Magischen Gegenständen, Konstrukten und chimärenartigen Wesen hinterlassen und der erste Orden hat sich zur Aufgabe gemacht alles böse Magische zu vernichten, trotzdem konnte sich durch die Öffnung der Grenzen ein neuer Markt etablieren. Magische Gegenstände für ausländische Magier, die sogenannten Glitzermärkte werden von den Glitzerfingern versorgt, die sich auf die lebensgefährliche aber durchaus lukrative Suche nach den Artefakten der Schwarzmagier in deren vergessenen Laboratorien und Wirkungsstätten begeben. Ich vermute immer noch, dass jemand davon wusste was die beiden im Gepäck haben und es für eine leichte Beute hielt. Ja zuerst dachten wir alle nur, es handle sich um einen einfachen Zeremoniegegenstand der zum neu gebauten Tempel in Ioboras gebracht werden sollte. Doch wuchs mein Misstrauen, auch geschuldet von der Diskussion mit der Zauberin am Vorabend. Erst als ich die Laterne selbst in der Hand hielt wusste ich was das war. Die unglaubliche göttliche Macht die einen durchströmt, ich kann es euch gar nicht beschreiben. Sie war so warm, so gütig, sie harmonisierte mit der Herrin vom See und offenbarte sich mir. Ehrfürchtig gab ich die Laterne an Malachias zurück und schämte mich für mein Misstrauen. Die Laterne des heiligen Talan. Ein Artefakt erfüllt mit Magie und zum göttlichen erhoben durch all die Leute die sie verehrten. Egal was passierte sie musste unbeschadet nach Ioboras. Die Laterne selbst konnte sich selbst vor magischem Zugriff schützen, das war es was die Zauberin gestern gesehen hatte, aber vor der Gier der Menschen können nur wir sie beschützen.
Malachias bestätigte mir, dass es sich hierbei um die Laterne handelte, die Talan aus dem Labyrinth geborgen hatte, aber er wusste von keiner Organisation, die bewusst nach diesem Artefakt suchte. Derartige Angriffe hatten sie noch nie. Ich versprach ihm, ihn, seine Ordensschwester und die Laterne sicher nach Ioboras zu begleiten. Morgen früh sollten wir aufbrechen und dieses Mal bekommen sie Geleitschutz von uns. Auch die Elenarii und die anderen Abenteurer wollten sich uns anschließen. Reiste es sich doch in der Gruppe sicherer und auch aus Überzeugung das heilige Artefakt sicher nach Ioboras zu bringen. Nun jetzt wussten wir, warum der Orden angegriffen wurde. Blieben noch die Orks, was wollten die? Gegen Mittag tauchte der Schamane dieser hässlichen Wesen auf und wollte mit uns verhandeln. Sie wollten auch die Laterne, weil diese sie vor dunkler Magie schützen würde. Erst wurde Diskutiert wo sie sich treffen sollen, dem Ork war der Boden vor dem Tor nicht neutral genug und dann ließen sich unsere vier Verhandlungsführer breit schlagen mit in das Lager der unehrenhaften Wesen mitzugehen. Übermäßiger Mut tut selten gut. Einer der Vier hat sich als Ordensbruder verkleidet und trug eine Attrappe der Laterne mit sich. Meine Zweifel an der ganzen Sache bestätigten sich dann später. Während die verhandelten wollten die Elenarii noch einmal nach der Kräuterkundigen suchen. Frau Aurora versuchte mithilfe des gefundenen Kleides ihre Spuren zurückverfolgen, verlor sie dann jedoch im Wald. Auch unsere beiden Späher waren erfolglos. Aber wie hätten sie auch etwas finden sollen, haben wir doch alles Platt getrampelt. Während wir erfolglos zurückkehrten kamen auch die vier Gesandten wieder zurück. Die Orks hatten herausgefunden, dass die Laterne die Falsche ist und so war die Lage etwas angespannt, es kam aber nicht zum Blutvergießen. Halbwegs hatten sie sich an den Verhandlungsfrieden gehalten. Was genau im Orklager geschehen war kann ich nur unsicher Berichten. Sicher ist, dass die Orks zwei der Gesandten ein weißes Pulver einflößten, das angeblich vor schwarzer Magie schützt und eine hatte eine blutige Nase kassiert, nachdem rausgekommen war, dass die Laterne nicht echt war.
Der Nachmittag war auch nicht so Ruhig wie man es sich wünschen sollte. Aber ich möchte mich recht kurz halten.
Natürlich gaben die Orks nicht auf. Was auch immer das weiße Pulver für eine Substanz war, die Beiden, die diese intus hatten, wurden benutzt um das Ausfalltor zu öffnen um die Orks herein zu lassen, gut, dass die Elenarii direkt ihr Lager davor hatten. Die bekamen zwar einiges ab, konnten aber die Orks so lange in Schach halten bis im restlichen Lager die Situation erfasst wurde und ich und Aramis den Orks ganz unehrenhaft von draußen in den Hintern treten konnten. Ach herrjeh meine Ausdrucksweise gleicht sich langsam meinen Gefährten an. Die beiden, die unter der Droge standen wurden daraufhin an einem Baum gefesselt, bis sie das Gift abgebaut hatten, das der hiesige Medicus analysiert hatte und für nicht mehr allzu gefährlich hielt.
Zuvor hatten wir noch vergeblich versucht den Verräter ausfindig zu machen. Dieser Priester, Toras Baerhold, der Göttin Rondra, scheint auch eine Göttin der Ritterlichkeit und Ehre zu sein, wobei die Ehrhaftigkeit absolut im Vordergrund steht, was sich meiner Meinung nach etwas mit dem Aspekt der Weisheit beißt, hat versucht mittels Verstand und Logik dem Täter auf die Spur zu kommen, aber wir liefen immer wieder gegen Wände und letztendlich verdächtigten wir die Falschen. Wir hatten einfach keine Beweise, nicht einmal Anhaltspunkte. Dass zufälligerweise, der Hauptmann mit der Schankmaid in der Früh draußen im Wald, angeblich um Kräuter für die weibliche Unpässlichkeit zu suchen, waren und dieser eines seiner Abzeichen in der Nähe der blutigen Kleidung der Kräuterfrau verloren hatten, machte die ganze Sache im ersten Moment scheinbar einfach, aber als wir ihn zur Rede stellten, zerstreuten sich unsere Vermutungen wieder und die Verdächtigungen gingen wieder in andere Richtungen. Ich meinte zu dem Geweihten nur immer wieder, wenn wir nicht Glück haben und der Verräter einen Fehler macht, dann wird das schwierig auf ehrenhaftem Wege die Wahrheit heraus zu finden und mir viel auch nichts brauchbares ein. Ich möchte hier auch anmerken, dass ich mich nicht auf die Unehrenhaftigkeit von Gesindel und Verbrechern herablassen werde. Also blieb uns nur eines, abwarten und die Augen offen halten. Und die Götter waren uns gewogen. Ich glaube es war kurz nach dem letzten Angriff der Orks. Ich habe gerade meine eigene Wunde versorgen lassen, ein Streifschuss am Kinn, nachdem ich Aramis wieder aufgeplatzte Wunde genäht hatte, irgendwann näh ich ihm mal einen Knopf in die Wunde, dann muss er sich nicht erst hauen lassen um erneut genäht zu werden, als von der Schänke her Rufe zu hören waren. Wir liefen dort hin und ich sah nur noch wie eine der Wachen sich den Inhalt eines Fläschchens einverleibte und etwas in der Art „für meinen Meister!“ rief, bevor er blutig schäumend zusammen brach. Diese Wache war der Neuzugang in der Wachmannschaft und hatte sich dumm angestellt und so ein Spinnenamulett direkt vor die Füße eines der Elenarii Ritter fallen lassen. Nun der Verräter hatte sich damit erledigt und die hiesige Totengräberin hatte endlich auch ihren Spaß.
Die Lage entspannte sich, die Bogenschützen hielten ein kleines Turnier ab, wir übten den Schwertkampf mit den verschiedensten Zivilisten und machten uns bereit dieses Mal wirklich einen gemütlichen Abend zu haben, die Orks hatten wir irgendwann ganz vergessen. Aber die Wache stand ja auch pflichtbewusst auf ihren Posten. Nur das Abendessen genossen wir wieder etwas angespannt und halbwegs gerüstet, waren wir doch auch beim Mittagessen angegriffen worden. Doch hatten wir dieses Mal tatsächlich Ruhe. Der Tag neigte sich dem Ende, Aramis rüstete ab. Die Verspannungen krieg ich nie wieder aus seinen Schultern, aber lieber die, als ihn am Auslaufen zu hindern. Ein Glas Wein wäre schön gewesen, ein knackendes Lagerfeuer und eine zarte Bardenstimme, die einen langsam einlullt. Die letzten Sonnenstrahlen vielen durch das imposante Glasgemälde, verzückte Rufe aus der Schänke teilten uns das mit, wir machten uns daran unsere Waffen nach der Übung vor dem Tor hinein zu bringen und zu pflegen. Es war schon fast dunkel, als wir unsere Gläser für die Taverne holten. Und mit der Finsternis kam der Knall, das Tor flog auf, Nebel und Schwefelgestank drängten sich dicht herein, unartikulierte Schreie drangen daraus hervor, eine bleiche Gestalt trat hindurch. Mir gefror fast das Blut in den Adern. Ich spürte sie bevor ich sie sah, der Untote verschaffte sich seinen Weg durch die Reihen der Wachen und den tapferen Abenteurern und hinter ihm stapften sie herein, grauenhafte Diener der Finsternis, dämonisches Gezücht. Nur mit Schwert und Schild stürmten wir ihnen entgegen und im Angesicht dieser unheiligen Brut rief ich die gütige Herrin vom See an, unser Licht in dieser Finsternis zu sein. Von ihrer Macht erfüllt, pflügten wir durch die Feinde und schlugen sie vernichtend. Die Güte der Herrin war unsere Rüstung und wir kamen verletzungsfrei aus dieser Schlacht heraus. Kaum war der Untote gefallen und die Dämonen gebannt, knallte und zischte es ein weiteres Mal, kampfbereit drehte ich mich um, um mich dem nächsten Angriff zu stellen, oben auf der Torwehr, stand eine rothaarige Elfe. „Er wird wieder kommen!“ ein Schrei des Entsetzens. Dann war alles vorbei. Der Nebel verschwand so schnell wie er gekommen war. Malachias lag hinter uns auf der Erde, die Laterne fest umklammert. Langsam kam er zu sich. Niemand konnte sich erklären was genau Geschehen war. Vor dem Tor fanden wir noch erschlagene Orks, vielleicht hatten sie versucht die Dämonenbrut aufzuhalten und der Untote war die verräterische Wache. Bei der Elfe bin ich mir absolut sicher, dass es ein Abbild der Eleia war. Vor wem sie wohl die Eltrasier gewarnt hat? Ich stelle hier keine Vermutungen an, den diese würden nur Angst schüren und was auch immer Eltrasier erwarten wird, sie müssen mit klarem Verstand und reinem Herzen ihren Herausforderungen entgegen treten.
Fotos von Rosenwacht LARP & TrueYou_Fotografie