Kjell leise: „Gute Nacht!“

Lautes Scheppern und Rascheln, wiehernde Pferde, Rufe und Befehle, ganz normales Treiben, wenn ein Nachtlager abgebrochen wird.

Eine bekannte, genervte Stimme brüllt draußen in der warmen Morgensonne.

„Mensch Fabienne! Bist du immer noch nicht wach? Ich reiß dein Zelt gleich ab, egal ob du drin bist oder nicht!“

Widerwillig flackerten Fabiennes Lider, aber es vergingen noch viele Augenblicke und genervtes Gerüttel am Zelt, bevor sie es schaffte die Augen zu öffnen.

„Nerv nicht!“ brüllte sie zurück und merkte, dass ihre Stimme etwas rau klang, als hätte sie einen sehr anstrengenden Tag hinter sich. Ihre Hand fuhr Richtung Gesicht um den Schlaf endgültig wegzuwischen. Auf halbem Weg brach sie ab, ihr rechtes Ellbogengelenk fühlte sich steif an. Sie ließ den Arm fallen und hob den Anderen. Die Haut am Unterarm spannte.

„Scheiße, scheiße, scheiße!“ vergas sie sich und rollte sich unter Schmerzen vom Strohsack, eine Bestandsaufnahme vom Körper ergab, dass nur das linke Bein nicht von Muskelkater, Pfeil- und Schwertwunden befallen war. Von draußen kamen schon bissige Kommentare zu weiblicher Unpässlichkeit.

„Das glaubt mir keiner, absolut keiner, die halten mich alle für verrückt!“

Sie setzte sich an einen Zeltpfosten, tastete nach einer Flasche und nahm einen kräftigen Schluck. Wohlige Wärme durchlief sie und Mut erfüllte ihr Herz. Erst entsetzt, dann lächelnd sah sie auf das irdene Gefäß.

„Danke, gütige Herrin!“

 

Es ist wohl besser, wenn ich das Ganze erst aufschreibe, bevor ich es erzähle, meine Gedanken sind so wirr, wie in einem Traum. Oder bin ich selbst noch im Traum? Aufgewacht im Traum, aus einem anderen Traum, den ich mein Leben nannte? Oder träume ich immer noch? Der Kreisel sagt nein. Immer wieder drehe ich ihn und irgendwann kommt er zum Erliegen. Auch dort irgendwo in Aedirn fiel die Handspindel immer wieder zu Boden. Also doch kein Traum? Oder war die stumme Spinnerin am Ende der Puppenspieler, der Dämon, der sich von Thalias Traum nährte? Ich fang lieber mal von vorne an.

Es war ein ganz normaler Reisetag und der Abend war auch wie immer. Lager aufschlagen, Eintopf löffeln, schlafen legen, irgendwo in einem dreckversifften Loch, zwischen da und dort, weit weg von Toussaint. Vermeintlich aufgewacht bin ich erst, als stinkender dichter Nebel mich umwaberte und ich voll gerüstet durchstürzte. Kaum konnte ich wieder atmen, sah ich viele Leute vor mir in der Nacht stehen, aufgeregt reden, die Situation beurteilend. Als erstes rief ich nach Élodie, die Erste, die mir einfiel, blöderweise antwortete sie. Da stand sie neben einem Mann namens Nakara und nicht weit von ihnen standen Kajsa und Maeva. Etwas Abseits, die unmittelbare Umgebung erkundend, zwei Hexer, Vadim und Kjell. Und eine weitere Gruppe stand dort, Mitglieder der Flammenrose.  Zusätzlich noch Yuri und Drago. Eine seltsame Gruppe in einem seltsamen Wald. Mit einer seltsamen Einladung. Jeder fand bei sich einen Zettel mit demselben Text. Die Herrin Thalia lädt wie jedes Jahr den guten Freund zu einem Fest, um die Bande der Freundschaft zu erneuern. Die Einladung stand auf einem Fetzen Pergament, das auf der Rückseite eine Zeichnung hatte. Später legten wir die Teile zusammen und legten dadurch ein Bild, das einen Halbmond, Thalias Symbol, der von einer Maske überschattet wurde, zeigte. Hat uns auch nicht weitergebracht. Unmittelbar in der Nähe zu unserer Ankunftsstelle fanden wir leuchtende Pilze und kleine Koboldhütten. Diese wollten aber nicht mit uns sprechen und kurz darauf griffen uns, aus dem Hinterhalt, sich seltsam bewegende Gestalten an. Hatten was von Puppen an Fäden. Die Schergen des Puppenspielers, wie wir etwas später herausfinden sollten.

Wir machten uns schnellstmöglich auf den Weg, das Herrenhaus der Thalia zu finden. Seltsam leuchtende Steine wiesen den Weg. Weit kamen wir nicht. Ich sicherte unseren Rücken und hab nicht alles mitbekommen, was vorne passierte, noch ein weiteres Mal trafen wir auf diese seltsame Puppen und dann auf einen Alb, der uns freundlich gesinnt war und den Weg wies, kurz darauf trafen wir auf eine Waldnymphe oder was auch immer, namens Daphne, diese erzählte uns, dass der Alb arbeitslos geworden ist und darum ihr den Ring nicht mehr kaufen kann, den die Herrin Thalia besitzt. Auf die Frage, wer die Puppen seien, antwortete sie auch nur kryptisch, dass das Wesen dahinter diese Welt bedrohen würde und mehr Informationen würden wir nur von ihr bekommen, wenn wir ihr die gute Nusscreme zubereiten würden und den Ring hätte sie auch gerne. Dann wies sie uns den Weg zu dem Anwesen.

Unbehelligt kamen wir dort an und uns bat ein einsamer alter Diener herein. Das Skelett neben der Tür schien ihn nicht zu stören und verwundert war er auch, dass Gäste kamen. Kaum hatten wir die Schwelle überschritten, kam uns ein muffiger Geruch entgegen. Jede Türöffnung wurde von einem Schleier aus klebrigen Fäden verschlossen und ein dichtes Netz aus Spinnweben überzog das ganze Mobiliar. Bedienstete wanderten durch die Räume und gingen ihrer Arbeit nach, aber die Spinnweben sahen sie nicht, nur wenn wir einen Gegenstand bewegten wurde er wieder dort hin gestellt, wo er zuvor war und auf uns reagierte keiner von ihnen, wir waren für sie nicht da. Es war gespenstisch, konnten wir doch alles anfassen und die Bediensteten sprechen hören, auch die Vorräte konnten wir nutzen und das Wasser trinken. Es war, als würden wir träumen, waren wir uns doch alle sicher am Abend an einem anderen Ort ins Bett gegangen. Wir fühlten Schmerz, konnten riechen und schmecken, mussten unsere Wunden versorgen und müde wurden wir auch. Wir suchten den großen Saal ab, nach Hinweisen, wo wir sind, was das ist, wer Thalia ist, überhaupt um irgendetwas herauszufinden, aber wir fanden nichts, was uns half. Am hinteren Ende des Saals war eine Abtrennung des Raums, immer wieder gingen die Bediensteten dort hin und redeten über ihre Herrin, die nicht gestört werden solle, da sie schlief. Als wir hinter den Vorhang schauten, fanden wir die Herrin des Hauses, aufgebahrt zwischen Blumen und Halbmonden. Ein hellblaues Kleid bedeckte ihren schlanken Leib und auf dem Kopf trug sie eine zierliche Krone geschmückt mit Halbmonden. An den Fingern viele Ringe. Ihr Puls war fast nicht vorhanden, als wäre sie im Tiefschlaf. Wecken konnten wir sie nicht. Bis zu dem Moment, als einer der anwesenden Herren ihr den Bernsteinring vom Finger zog. Sie stieß einen ohrenbetäubenden Schrei aus, sprang auf und fing an ihren Ring zu suchen. Auch sie konnten wir nicht ansprechen. Die Dienerschaft reagierte auch auf ihre Herrin und begannen sofort den Ring zu suchen, den sie auch sehen konnten und es verängstigte sie, dass er durch den Raum schwebte. Es war alle so verwirrend, wir fanden einfach nichts und die, die mit uns reden konnten, wollten einfach nur Nusscreme, nach einem ganz speziellen Rezept. Zwischendurch tauchte dann dieses Wesen mit der Maske auf, der Puppenspieler, schien nur zu beobachten und seine Fäden zu ziehen und diese Magierin Asanny, die mit uns gekommen ist, war nur noch seltsam. Bald darauf wurden ein paar von uns mit Fäden an den Handgelenken eingesponnen, Vadim und ein paar von den Redaniern, die sie nicht runter bekamen. Élodie befiel eine seltsame Starre in den Gliedern und sie bewegte sich für ein paar Stunden wie eine dieser Puppen. Wir waren hilflos. Während die anderen den Saal noch einmal auf links drehten, übermannte mich irgendwann die Müdigkeit und der Wunsch einfach nur einzuschlafen und wieder dort aufzuwachen, wo ich eigentlich eingeschlafen bin.

Bis zur dritten Stunde suchten ein paar nicht müde werden wollende nach Hinweisen, doch ergebnislos. Das ständige Abziehen des Ringes war auch sinnlose Folter. Und sollte ich jemals herausfinden, wer von diesem Pöbel meinte, es wäre lustig schlafende Frauen zu küssen, weil sie es in irgendeinem Märchen gelesen haben, dann werde ich dafür sorgen, dass sie ihre Zungen verlieren!

Nach einer traumlosen, unruhigen Nacht erwachte ich in dem fremden Bett in dem ich mich niedergelegt hatte. Es war kein erholsamer Schlaf und nach den Gesichtern der anderen, ging es ihnen ebenso. Ratlos standen wir in dem Saal zusammen, wie ein endloser Skelliger Knoten schienen wir uns im Kreis zu drehen, Saal durchsuchen, versuchen mit den Dienern zu kommunizieren, Hinweise finden. Das aber die Kommunikation zwischen den fünfzehn anwesenden Leuten nicht funktioniert hat, zeigte sich an drei Dingen. Das Rezept für die Nusscreme wurde irgendwann auf dem Tisch gefunden, ein kaputter Traumfänger lag im Séparée der Träumerin und eine Maske, wie die des Puppenspielers, lag auf dem Tisch. Zeitlich einzuordnen, wann was gefunden wurde, kann ich nicht mehr, es war einfach zu viel zu verwirrend und ein durchdrehender Hexer und ein paar noch mehr verwirrte Flammenrosenanhänger, machten das Chaos perfekt. Sie schienen unter dem Bann des Puppenspielers zu stehen, mit den Fäden an den Armen. Sie wurden nach draußen zu ihm gezogen. Der Versuch Vadim aufzuhalten endete im Dreck, unsere einzige Sorge galt nur noch uns selbst, stehen wir gleich unseren eigenen Verbündeten gegenüber und diese Magierin, ging sie nun freiwillig mit dem Puppenspieler mit? Er schickte uns auf jeden Fall seine Puppen wieder entgegen, ich sicherte den Rückzug und kassierte einen Pfeil in die linke Hüfte, dem Schmerz nach, träumte ich nicht. Die Verwundeten und Nichtkämpfer zogen sich in den Saal zurück. Draußen tobte eine Schlacht zwischen Puppen und verbleibenden Wehrfähigen. Als sich der Schlachtlärm gelegt hatte, sahen wir nach. Élodie kümmerte sich sogleich wie immer gewissenhaft um die Verletzten. Von Zorlitz lag mit eingeschlagenem Schädel auf dem Boden, Thessia und Yiska heulend daneben. Wobei Yiska auch nicht so aussah als würde sie noch zu den Lebenden gehören, eine schwarze Substanz rann ihr aus dem Mund. Um den Toten kümmerte sich keiner, erst als ich anfing die Leiche würdevoll hinzulegen und meinte das ein Grabsegen nicht schlecht wäre, wachten die beiden Damen aus ihrer Trance auf. Sie lasen einen Vers aus ihrer heiligen Schrift und dann löste sich das ganze auf, wegen weil halt. Ich, Élodie, Nakara und Maeva gingen wieder nach Drinnen, wir wollten den Traumfänger reparieren. Wir machten es uns auf dem Teppich im Zentrum des Saals gemütlich und ich baute meinen kleinen Schrein auf, denn ich wollte mittels dem Segen der Herrin vom See unser Unterfangen unterstützen, denn es schien etwas Gutes von dem Traumfänger auszugehen, er stand mit Thalia in Verbindung, vielleicht hat er sie auch geschützt, ähnlich wie der Bernsteinring, was wir vermuteten. Ich kam nicht weit mit meinen Ritualvorbereitungen, da trampelten Yuri, Drago und Vadim herein, laut brüllend, dass sie jetzt die zweite Maske der Träumerin aufsetzen wollen. Ich bat sie noch zu warten, bis wir mit dem Traumfänger fertig sind. Das ging ihnen am Arsch vorbei. Ich sprang auf und wollte Yuri und Drago davon abhalten, aber Vadim stand mir irre lachend im Weg, da war kein Vorbeikommen, die folgende kurze Auseinandersetzung endete damit, dass die Träumerin die Maske auf hatte und Vadim mir beinahe mein Handgelenk gebrochen hätte. Klar und deutlich sehe ich die blauen Flecken in Form seiner Pranke, nein, es kann einfach kein Traum gewesen sein. Und sein irres Lachen, das bekomm ich nicht mehr so schnell aus den Ohren, ich fress deine Eingeweide hat er noch gesagt… VADIM sei froh, dass du nichts mehr von alledem weißt! Vergeben und vergessen angesichts der Situation. Nun, ja, wo war ich.

Sie setzten der armen Frau diese abscheuliche Maske auf, allein Maevas Versuch das Ding aufzusetzen hätte jeden davon abhalten sollen, wurde sie darauf hin von ihrem absoluten Albtraum geplagt. Und nein, Maeva, du bist nicht entbehrlich, niemals! Dann wurde alles nur noch schlimmer, der Puppenspieler kam und holte sich Thalia, hatten diese drei Trottel nicht die letzte Barriere zwischen ihr und ihm durchstoßen.

Wir zogen uns nach draußen zurück, gaben die Hoffnung nicht auf, doch noch etwas mit dem Traumfänger zu bewirken. Ich webte alle Hoffnung, die wir hatten und jegliches Mitgefühl für Thalia in den Traumfänger, Maeva gab eine schöne Kette in den Farben der Herrin dazu und Élodies Geschick setzte zusammen, was zusammen gehörte. Dieses Mal schafften wir es, ohne unterbrochen zu werden, gerade rechtzeitig, denn unmittelbar nachdem wir fertig waren, meinte Fraktion Feuerteufel sie müssen die Nekromantin Asanny richten. Allen voran von Zorlitz, ja genau der, der mit zerschmettertem Hirn den Boden vollgesaut hat. Irgendwie haben sie die Nekromantin gefangen genommen und Yiska und von Zorlitz wurden wiederbelebt, fragt mich nicht, was da genau passiert ist. Aber dass sich die werten Richter der schwarzen Magie und dunklen Mächte diese zu Nutzen machen, sagt schon einiges über diese Fanatiker aus. Ausgerechnet in dem Moment, wo das Richtbeil fiel, musste ich hinschauen. Mir bleibt ja auch gar nichts erspart. Zurück zum Traumfänger, wir hängten ihn drinnen über Thalias Ruhestätte auf und kaum hing er, erschien wie durch Zauberhand ein Brief an ihm. Er erzählte Thalias Geschichte, dass sie als Kind weis gesagt bekam, sich an einer Spindel zu stechen und in Schlaf zu verfallen. Ihr kennt alle das Toussainter Märchen von der Dornenprinzessin, so ähnlich war es, nur ohne Rosenhecke und auf einen Kuss ist sie auch nicht aufgewacht. Ich hätte den Kerl erschlagen, der mich im Schlaf küsst. Äh zurück zum Thema, ich muss das Ganze nochmal ins Reine schreiben, so kann ich das nicht abschicken, ach egal, glaubt mir eh keiner. Wo war ich, oh mein Kopf… Ach Thalias Geschichte, ganz zum Ende kam ich nicht, weil ich vorher eingeschlafen bin, genauso wie Maeva, Élodie und Nakara. Und wachten im Traum vor dem Alb auf, den wir ganz am Anfang im Wald getroffen haben. Er forderte uns auf, noch einmal genau nachzuschauen, wir haben irgendwas vergessen und übersehen. Dann verschwand er wieder, weil seine Kräfte schwanden, der Puppenspieler raubt sie ihm und wir wachten wieder im Saal auf. Ja, was haben wir übersehen? Das Rezept haben wir vergessen, für die Nusscreme, damit wir die verdammte Antwort von Daphne bekommen. Ab hier wird’s wieder ein komplettes Durcheinander, während die eine Fraktion, also Feuerrose und auf jeden Fall Vadim, in den Wald verschwindet, um nochmal mit Daphne zu reden, sind wir nur rumgesessen und haben versucht unsere Gedanken zu ordnen. Dabei fiel uns auf, dass der Traumfänger leise summte. Wir konnten so für einen kurzen Augenblick mit Thalia in Verbindung treten. Sie sagte uns, wir müssen noch tiefer in die Traumwelt abtauchen um sie zu befreien, solange sie noch lebt und den Puppenspieler aus ihren Träumen verbannen. Schön und gut, aber wie. Thalia verschwand wieder. Die Antwort kam dann aus dem Wald, mit den ersten Zutaten für die Nusscreme. Wenn wir Daphne die Nusscreme bringen, gibt sie uns die Zutaten für ein Rauschmittel, dass uns zu dem Puppenspieler bringt. Also noch mehr Zeug, das uns das Hirn zermatscht. Wunderbar. Ach ja, wir haben zwischendurch noch den Toten vor dem Haus beerdigt. Mangels einer Schaufel mussten wir auf Kjells Sprengstoff zurückgreifen. Also wieder ein Indiz, dass es kein Traum ist, sonst hätte ich mir eine Schaufel erträumen können. Und Zucker hatte ich auch keinen und musste Honig nehmen. Ich hoffe in Anbetracht der Lage, dass es nicht zu respektlos war. Nusscreme, ja, also die Nüsse kommen von Büschen, die rumlaufen und die man schütteln muss, sind bei den Kobolden hinten, von denen wir die leuchtenden Pilze bekommen. Nein nicht für die Nusscreme, für die Drogen, versteht sich ja von selbst. Zwischendrin ist noch der Alb gestorben und hat eine weitere Zutat für die Nusscreme dagelassen. Wo das Fett und die Schokolade herkommen, will ich gar nicht wissen. Kajsa hat alles schön zusammengemischt. Von Daphne haben wir dann leuchtende Blumen bekommen und den Auftrag, diese den Kobolden im Austausch für die Pilze zu bringen und einen kleinen Klecks Nusscreme. Also sind ich, Élodie, Kjell, Nakara, Maeva und Kajsa los, um den Handel mit den Kobolden abzuschließen. Die Büsche waren uns im Weg, während ich versucht habe, von einem nicht kompostiert zu werden, hat Kjell zwei weitere abgelenkt, damit Élodie die Blumen und Nusscreme übergeben kann. Nachdem ich mich befreit habe, Silberschwert und Schläge im Allgemeinen, hat den Büschen nichts ausgemacht, haben wir fluchtartig das Gebiet verlassen. Aber die Büsche haben uns bis zum Haus verfolgt und der eine hat erst aufgegeben, als ich ihm einen Apfel gegeben hab. Wir mussten erst mal Luft holen, bevor wir uns der letzten Aufgabe und dem erhofften Ausweg widmeten. Das Gebräu stank nach allen Farben und schmeckte auch so, eine zähfließende Masse, die sich den Rachen runter windet. Yuri, Drago und ich tranken als erste davon, dann schliefen wir ein und erwachten alle vor dem Haus auf zwei verschiedenen Seiten wieder, die einen gebannt vom Puppenspieler, an seinen Fäden, wir anderen, fragt mich nicht wer und vor allem nicht warum, an Élodie kann ich mich noch erinnern, auf der anderen, in der Mitte die arme Thalia an den Fäden des Puppenspielers. Sie tanzte mit dem Schwert, im Begriff sich uns entgegen zu werfen, ich kam dem zuvor, entwaffnete sie und übergab sie Élodie, bevor die Schlacht begann, aber anscheinend haben sich auch damit die Fäden der anderen gelöst und wir standen nur noch den unheimlichen Schergen des Puppenspielers gegenüber, die nicht minder gefährlich waren, da sie sich auch niedergestreckt noch fortbewegten, hat man ihnen nicht zuvor den Kopf abgeschlagen. Wir kämpften uns alle tapfer durch, bis nur noch der Puppenspieler stand und kurz bevor der finale Schlag gegen ihn kam, die Dimeritiumhandschellen berührten ihn schon, warf er uns aus dieser Traumebene und verschwand. Ein kurzer Moment der Finsternis, ein Flackern der Lider, aber der Ort änderte sich nicht, wir wachten nicht im Herrenhaus auf, sondern da wo wir nach der Schlacht gelegen und gestanden hatten, kein Unterschied, nur das Thalia bei vollem Bewusstsein vor uns stand, arg mitgenommen wohl, aber sie konnte nun mit allen reden und lud uns ein, einen letzten Abend mit ihr zu verbringen, damit die Einladung, die sie nicht geschrieben hatte, doch erfüllt werde. Auch die Bediensteten waren voll anwesend und diese seltsame taubstumme Frau, die Flachs spann… Wir versorgten unsere Wunden. Und Élodie. Weder ich noch Kjell mögen es, mit Wasser abgespritzt zu werden.

Der Abend war ruhig und glich keinem Fest, Vadims und Yuris Schnaps beruhigte. Nicht mal die hitzigen Diskussionen über Recht und Unrecht loderten lange. Vielleicht löste sich der ganze Zauber da schon langsam, dass ich zu Bett ging, merkte wohl nur einer.

Kjell leise: „Gute Nacht!“

Fotos von @the_art_of_larp